Montag, 20. August 2012

Vegan - Ein Abenteuer / Teil 2: Mein Körper und ich

Nun war es also soweit. Ich hatte beschlossen, vegan zu werden.
Also stürzte ich mich, wie es so meine Art ist, voller Begeisterung auf das Neue und zunächst einmal ins worldwideweb, um möglichst viele Informationen zu meiner neuen Aufgabe (endlich wieder eine Herausforderung!) zu finden.

Und ich war erstaunt! So viele tolle Seiten, Foren, Kochbücher, coole Mädels und Typen (diese zwei nur als Beispiele, es gib zig sehr besonderer Menschen, von denen man sich prima auf die ein oder andere Weise auch im Themenbereich Veganismus inspierieren lassen kann), superleckere neue Gerichte, Gewürze, von denen ich vorher noch nie gehört hatte und ein Körpergefühl, das sehr schnell wieder viel viel angenehmer war als noch zum Jahresende.. Vegan sein fand ich total super.

Doch leider erhielt meine Begeisterung recht schnell auch immer mal wieder heftige Dämpfer. Mit jedem Foto oder Video über die moderne Fleischwirtschaft, mit allen Berichten über ihre Folgen für Tiere, Umwelt und die Hungernden in der dritten Welt und wann immer ich über Studien stolperte, die Zusammenhänge zwischen dem Konsum tierischer Produkte und der Gesundheit der Menschen in den Industrieländern darstellten, brach meine kleine heile Welt immer weiter auseinander. Bis sie schließlich nur noch ein Trümmerhaufen war. Und ich mit ihr.
Klingt total dramatisch? Fühlte sich in manchen Momenten auch so an.

Bei all den positiven Auswirkungen, die die vegane Ernährung für mich selbst auch hat, war ich doch oft -und bin es noch- gefühlsmäßig total zerrissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung, weil es zwar einerseits gut ist, dass ich selbst diesen Markt nicht mehr unterstütze, es aber eben längst nicht ausreicht, um die Folgen dieser Industrie wirklich spürbar zu verändern.
Aber inzwischen ist mir klar geworden, dass es niemandem hilft, darüber wütend zu sein oder gar zu verzweifeln. Das verändert nichts. Im Gegenteil. Das hält die Menschen, mit denen man sich austauscht, nur auf Abstand und schürt Vorurteile über den "selbstherrlichen Veganer". Auch, wenn die meisten Veganer im Grunde ihres Herzens wirklich alles andere als das sind.

Der "gemeine Veganer" hat i.d.R. einfach nur eine Tür geöffnet und sich das mal genauer angesehen, was in unsere Gesellschaft als "normal" gilt. Und er hat bemerkt, dass "normal" nicht immer gleich "in Ordnung" heißen muss und für sich seine Konsequenzen daraus gezogen.
So ist es nun letztlich auch bei mir. Zwar habe ich eher durch einen spontanen Ausruf "Da bin ich dabei!" zum Veganismus gefunden, aber inzwischen ist es für mich längst kein Experiment mehr, sondern tiefe Überzeugung. Und ich bin meinem Mann sehr sehr dankbar dafür, dass er mir diesen Anschubs gab.

Aber verlassen wir doch endlich die Schattenseiten eines veganen Lebens (es lässt sich ja auch nicht jede/r gleich emotional so tief reinziehen wie ich) und wenden uns dem größeren positiven Teil zu:

Was hat sich bei mir verändert in den letzten 7 Monaten?

Also zunächst einmal habe ich in schöner Gleichmäßigkeit jeden Monat ein Kilo abgenommen und wiege somit inzwischen ganze 7 Kilo weniger als noch am Jahresanfang (und gerade letzte Woche bin ich sogar schon gefragt worden, ob ich abgenommen hab, es ist also langsam sogar zu sehen *freu*!).
Meine Neurodermitis war bereits nach 3 Monaten nahezu komplett verschwunden.
Mein früher kaum zu beherrschender Appetit auf Schokolade, Eis und Kekse ist einfach verschwunden. Mein Geruchs- und Geschmacksinn sind deutlich sensibilisiert.

Und dies ist die für mich persönlich bahnbrechendste Entwicklung (wer wirklich dick war oder ist, versteht warscheinlich gut, warum es für mich so bedeutend ist):
Seit ich mich mit meiner Nahrung wirklich beschäftige, habe ich eine vollkommen veränderte Beziehung zu meiner Gesundheit und damit zu meinem Körper entwickelt. Ich lehne ihn mit all seinen Speckpolstern und seeehr weiblichen Rundungen nicht ab, sondern ich bin ihm vielmehr sehr sehr dankbar dafür, dass er trotz der schlimmen Vernachlässigung immer so einwandfrei funktioniert und mich nie im Stich gelassen hat. Und er hat es wirklich nicht leicht, das könnt ihr mir glauben!

Tatsächlich war ich schon immer eine von den Frauen, die eigentlich ganz selbstbewusst sind und mit ihren üppigen Figuren kein Problem haben (bis auf kurze Phasen, in denen das Gewicht einfach eine Grenze überschritten hat, so dass ich mich dann nicht mehr wohlfühlte- siehe letzter Teil). Ich habe mir grds. immer gedacht, dass Menschen, die mich nur auf meine Figur reduzieren, es ja gar nicht wert sind, sich mit ihnen überhaupt näher zu befassen, denn so etwas ist ja schließlich absolut oberflächlich und oberflächliche Menschen können mir auch mal egal sein und (be)rühren lass ich mich von solchen Typen schonmal garnicht. Das hat zwar nicht immer ganz funktioniert, aber meistens und es es ist ja auch unbestritten etwas Wahres dran.

Aber wisst ihr was? Wisst Ihr, was ich selbst getan habe? Genau das: ICH SELBST bin es, die meinen Körper bisher absolut und radikal auf nichts weiter als auf seine Figur reduziert hat. Wann immer ich über meinen Körper nachdachte, war es die Figur, auf die ich meinen Fokus gerichtet hatte! Nicht etwa darauf, dass meine Blutwerte immer supergut sind, dass ich noch nie eine ernsthaft schlimme Krankheit hatte oder dass mein Kniegelenke und meine Hüfte das ganze Geschleppe und mein Rücken das stundenlange Sitzen im Büro auch nach so vielen Jahren immernoch mitmachen und nur ab und an mal aufmucken. Da fällt mir gerade auf, auch das hat sich verändert: Seit ich mich vegan ernähre, stehe ich morgens aus dem Bett auf, ganz ohne dass sich meine Gelenke erst einmal ein bisschen "einlaufen" müssen - das war mir noch garnicht so bewusst geworden! Toll!
Ja - das ist vielleicht wirklich die bisher schönste Entwicklung für mich persönlich: Dass ich meinen Körper nun als Ganzes wahrnehme. Dass ich ihn klasse finde, weil er einfach so ein unglaubliches Wunderwerk ist, das es mir erst möglich macht, all die Dinge zu tun, die ich gern tue. Ohne ihn wäre ich nicht am Leben. Und ich habe sogar das große Geschenk eines vollkommen gesunden Körpers erhalten, als ich auf diese Welt kam. Nun, da ich endlich erkannt habe, wie wertvoll mein Körper ist und dass seine Gesundheit oder Krankheit mein gesamtes Leben beeinflusst, ist es mir ein großes Bedürfnis, ihn gut zu behandeln.

Und was genau ich dafür in den letzten Monaten verändert habe und wohin es noch gehen soll, das erzähle ich beim nächsten Mal!


Bis dahin

2 Kommentare:

Marions Bastelstübchen hat gesagt…

Hallo Sole,
auch wenn Du vielleicht nicht die ganze Welt retten kannst, zumindest eine arme Seele hast Du gerettet, nämlich mich! Du hast mir den Anstoss gegeben, der mir noch gefehlt hat, um mich gegen meine fleischfressende Umwelt zu erheben. Vielen Dank dafür! Ich werde nun sehr oft darauf angesprochen, warum ich Vegetarierin wurde und ich habe das Gefühl, die Leute hören mir dann auch wirklich zu. Ob sie die Gründe verstehen ist wieder eine andere Sache, aber so zieht das Ganze dann seine Kreise und wer weiß, ob nicht der eine oder andere sich dann doch näher mit diesem Thema beschäftigt. Also, nicht unterkriegen lassen! Auch ohne direkt etwas zu spüren, kann man die Welt verändern!
Beste Grüße
Marion

Unknown hat gesagt…

liebe sole,
irgendwie bin ich jetzt auf deinen blog gekommen, habe eigentlich nach häkelanleitungen gesucht ;-) - und ich habe ganz interessiert festgestellt, dass es dir ähnlich wie mir geht. ich esse seit februar diesen jahres kein fleisch mehr und während man sich dadurch mit seiner ernährung befasst, wird einem immer bewusster, dass man eigentlich sogar vegan leben müsste. das mache ich auch immer mehr und es tut mir gut- allerdings abnehmen tue ich dabei nicht *grins* es gibt so lecker gerichte... ich esse nicht gerade kalorienärmer als früher. kennst du diesen blog http://dieumsteiger.blogspot.de/ oder diesen http://veganpassion.blogspot.de/ :-)
viele liebe grüße
babette